… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 221

Mallewutz

»Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Tag?!«

Dann sollten wir diesen Tag mit einer wunderbaren Geschichte beenden. Macht es Euch also wieder in Eurem Bett so richtig gemütlich. Deckt Euch gut zu; jetzt schließt bitte die Augen und macht Eure Ohren ganz weit auf. Nicht vergessen, auch Eure Herzen müssen weit geöffnet sein, denn nun wollen wir einem traurigen Freund beistehen …

Mallewutz war völlig in Gedanken versunken. Er hatte weder etwas von dem Sandsturm noch von den Gesprächen und Plänen mitbekommen. Irgendwie war ihm das alles ziemlich egal. Ständig wurde er übersehen und ganz offensichtlich vermisste ihn ja auch niemand.

»Warum nur?«, dachte er wieder. »Ich hätte so gerne das Halstuch getragen. Und ich wäre sicher ein würdiger Halstuchträger. Warum habe ich es nicht bekommen?«

»Weil Du es nicht benötigst!«

Mallewutz fuhr erschrocken auf, als er dies hörte. Neben seinem Bett stand Öseblöm und lächelte ihm zu.

»Wie bist Du hier hereingekommen?«, fragte Mallewutz verdutzt.

»Na, genau wie Du, nehme ich an«, antwortete Öseblöm. »Durch die Tür.«

»Aber …«, entgegnete Mallewutz, der sich leicht aufrichtete.

Mittlerweile saß Öseblöm auf der Bettkante und legte seine Hand behutsam auf den Arm des Burschen. Mallewutz verspürte eine Wärme, die ihn durchströmte; ausgehend von dem Arm durchdrang sie gleichmäßig seinen ganzen Körper und erreichte schließlich sein Herz. Tränen flossen ihm die Wangen herunter.

»Ich werde nie ein Abenteurer sein«, sprudelte es plötzlich aus ihm heraus. »Ständig werde ich übersehen, so als sei ich überhaupt nicht da. Niemand vermisst mich und außerdem bin ich noch so klein.«

»Hab Vertrauen, mein Freund«, sagte Öseblöm. Der Wanderer sprach mit sanfter Stimme und wählte seine Worte mit Bedacht. Die Blicke der beiden ungleichen Wesen trafen sich. Mallewutz schaute in diese dunklen, geheimnisvoll funkelnden Augen und ließ sich berühren.

»Du benötigst weder Halstuch noch Stiefel, mein Freund,« erklärte Öseblöm, »denn Du hast bereits alles, was Du brauchst, um große Abenteuer zu bestehen.«

»Große Abenteuer«, wiederholte Mallewutz und machte keinen Hehl daraus, dass er daran einfach nicht glauben konnte. »Wie soll ich hier bei uns auf der Veranda große Abenteuer erleben? Oder in der Schule vielleicht, wenn der Lehrer mich wieder einmal ausfragt? Das hältst Du doch wohl nicht für ein Abenteuer!«

Öseblöm schüttelte den Kopf und lächelte: »Deine Zeit wird kommen, lieber Freund. Und das vielleicht schneller, als Dir lieb ist.«

»Aber was ist an mir schon so besonders?«, fragte Mallewutz, der immer noch zweifelte.

»Ob Du es glaubst, oder nicht«, begann Öseblöm. »Ich denke, dass Du vermutlich sogar der größte Abenteurer bist, von Euch allen.«

Ungläubiges Staunen zeigte sich auf dem Gesicht des Burschen.

»Lass uns nach draußen gehen«, schlug Öseblöm vor. »Deine Freunde warten schon auf Dich. Sie haben Dich übrigens vermisst!«

»Du meinst, es ist ihnen aufgefallen, dass ich nicht da war?«, fragte Mallewutz.

»Natürlich«, antwortete der Wanderer.

»Echt?«

»Nun komm schon«, forderte Öseblöm den jungen Freund auf. »Wir haben noch viel zu besprechen, und Du solltest an unseren Plänen beteiligt sein, schließlich gehören wir zusammen!«

Mallewutz gab sich einen Ruck, dann stand er auf und verließ mit Öseblöm das Zimmer. In diesem Augenblick kam Balthasar zur Tür herein.

»Hast Du schon gehört?«, sagte Balthasar. »Wir müssen morgen wieder in die Schule. Was für ein Abenteuer …«

»Ich weiß«, antwortete Mallewutz und lächelte still in sich hinein. Tatsächlich aber jubilierte alles in ihm. Der kleine Bursche hätte tanzen können vor Glück. Öseblöms Worte wirkten stärker, als jedes Halstuch es vermocht hätte.

Auf der Veranda saßen die Freunde noch lange zusammen und berieten, wie es nun weitergehen sollte. Zunächst aber klärten sie Mallewutz darüber auf, was bisher alles geschehen war.

»Vielleicht hat der Stiefelmacher ja auch für mich ein Paar Wanderstiefel gemacht«, sagte Mallewutz und musste dabei schon grinsen.

»Mallewutz!«, ermahnte Kalle seinen Freund.

»Ich meine ja nur«, beharrte Mallewutz auf diesen Gedanken; sein Grinsen wurde immer breiter. »Vielleicht sollte ich mitkommen und den Stiefelmacher fragen? Dalin hat ihn doch auch gefragt!« – Öseblöm verstand und zwinkerte Mallewutz mit einem feinen Lächeln zu. – »Ich denke, auf Euch wartet morgen früh das große Abenteuer Schule«, meinte Dalin und leitete damit das Ende dieses aufregenden Tages ein. »Lasst uns jetzt zu Bett gehen; wir werden den Schlaf gut brauchen …«

Für Euch, liebe Kinder, ist es nun an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«