Gute Nachrichten
»Seid Ihr bereit? Es ist soweit!«
Wir wollen nicht länger warten und den heutigen Abend mit einer wunderbaren Geschichte beenden. Daher hüpft nun ganz schnell in Euer Bett; deckt Euch gut zu und macht es Euch so richtig gemütlich. Jetzt schließt Eure Augen und spitzt Eure Ohren, denn auf der Veranda unserer fünf Burschen gibt es gute Nachrichten …
»Ein gutes Zeichen?«, wiederholte Malle. »Ja, toll, hervorragend. Das Geschwätz wird immer lauter und ich verstehe kein Wort mehr. Das hab ich mir Weißgott nicht so vorgestellt.«
»Jetzt kommst Du der Sache schon näher«, antwortete Dalin. Dabei wirkte seine Stimme beruhigend. »Wenn Du es lauter machen kannst, dann kannst Du es auch leiser machen. Es liegt an Dir; in Dir, wenn Du so willst. Du kannst es steuern, mit ein wenig Übung.«
»Ich mache das nicht lauter«, protestierte Malle. »Warum sollte ich das tun?«
»Weil Du wissen willst, was sie da gerade reden«, erklärte der Zwerg. »Und weil Du es wissen und verstehen willst, hörst Du mit immer stärkerer Aufmerksamkeit zu. Stimmt’s?«
Malle versuchte sich zu erinnern. Dalin hatte recht, als sie heute Morgen das Feld betraten, wunderte er sich noch, warum er nichts hören konnte. Das änderte sich jedoch schlagartig, als er konzentriert zu lauschen begann. Und dann wurde es immer lauter.
»Üben?«, murmelte Malle.
Dalin nickte mit einem freundlichen Lächeln.
»Jetzt verstehst Du, mein Freund. Du solltest dankbar sein, für dieses riesige Geschenk. Nimm Dir ein Beispiel an Kalle.«
»Ja, solche Stiefel, das ist schon eine Sache; da würde ich doch glatt …«
»… üben, mein Freund. Sehr viel üben!«, beendete Dalin Malles Gedanken.
»Und jetzt lass uns auf die Veranda gehen; unsere Freunde warten schon.«
Damit erhob sich der Zwerg und verließ das Zimmer. Malle schaute noch einen Moment zur Decke, dann stand auch er auf und gesellte sich zu seinen Freunden.
In der Zwischenzeit hatte Mama Rums eine köstliche Mahlzeit auf den Verandatisch gezaubert. Das ging natürlich nur deshalb so schnell, weil Sie vorher schon einiges vorbereitet hatte; zusammen mit der Frau des Bürgermeisters.
»Alles wieder in Ordnung?«, fragte Ralle besorgt, als Dalin in der Tür erschien.
Der Zwerg streichelte gedankenverloren seinen weißen Bart und lächelte. Dann nickte er unseren Freunden zu: »Ja, sogar in bester Ordnung, denke ich.«
Nachdem alle einen Platz gefunden hatten, stürzten sich die Abenteurer auf das Essen. Sie hatten riesigen Hunger, ganz so, als wären sie tagelang unterwegs gewesen.
»Wie geht es eigentlich Don Carlos?«, fragte Ralle. Es klang fast beiläufig, aber innerlich stand er in Kontakt zu Amira und die Adlerdame war brennend an einer Antwort interessiert.
»Da habe ich gute Nachrichten für Euch«, begann Mama Rums. »Euer Freund erholt sich zusehends auf unserem Hof.«
»Füttert Ihr ihn mit Suppe?«, wollte Mallewutz wissen.
Mama Rums schüttelte den Kopf und aß weiter.
»Bekommt er vielleicht ein Fläschchen? Wie ein Baby?« Balthasar rätselte darüber, wie man einem verhungerten Adler helfen könnte, der sich weigert, etwas zu essen.
Wieder schüttelte Mama Rums ihren Kopf.
»Er isst Fleisch, wie es sich für einen richtigen Raubvogel gehört!«
»Aber er hatte sich doch immer geweigert, seine »Freunde« zu essen«, warf Balthasar ein.
»Das stimmt«, erklärte nun endlich Mama Rums. »Aber wir sind ein richtiger Bauernhof. Und bei uns wird nun mal auch geschlachtet. Und von diesem Fleisch füttern wir ihn.«
»Gute Idee«, bemerkte Balthasar anerkennend mit einem Blick zu Kreszenz. Der strahlte über sein ganzes Gesicht; sagte aber kein Wort.
»Das sind wirklich gute Nachrichten«, bemerkte Kalle. »Leider können wir das über uns nicht sagen.«
Mit dieser Bemerkung zog Kalle alle Neugier auf sich.
»Wart Ihr etwa im Mühldorf?«, fragte Balthasar mit ungläubigem Staunen.
»Ja, natürlich«, antwortete Kalle und in seiner Stimme schwang ein gewisser Stolz.
»Und ihr habt in der Dorfchronik gelesen?«, wollte Mallewutz nun wissen.
»Leider nein«, begann nun Dalin zu erzählen; von ihrem wirklich ungewöhnlichen Erlebnis.
Kreszenz senior, der Bürgermeister, schüttelte nur fassungslos seinen Kopf. »Ein leeres Dorf«, sagte er immer wieder. In diesem Augenblick stutzte Ralle und wurde blass. Dalin bemerkte es zuerst. – »Was ist passiert?«, fragte er. Ralle hätte sich fast verschluckt: »Amira.« – »Was ist mit ihr?«, wollten die Freunde wissen. – »Freut sie sich nicht über die guten Nachrichten?«, wollte Balthasar wissen. »Doch, doch; aber es gibt Probleme mit Betty«, antwortete Ralle und schaute in betroffene Gesichter.
Für Euch, liebe Kinder, ist es nun an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:
»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«