… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 240

Viel Schlimmer

»Seid Ihr bereit? Es ist soweit!«

Die nächste Episode der zauberhaften Gutenachtgeschichten wartet schon auf Euch. Also hüpft jetzt schnell in Euer Bett und deckt Euch wieder gut zu. Nun schließt bitte Eure Augen, öffnet Eure Ohren und macht Eure Herzen weit auf. Aufgepasst! Heute begleiten wir unsere Freunde auf der Veranda, bei ihrem Versuch, Herrn Öseblöm zu helfen.

»Schlimmer?«, fragte Kalle. »Wie meinst Du das? Sind etwa alle gleich groß?«

»Vielleicht sind das ja alles Zwillinge?«, rätselte Balthasar.

»Wenn es Zwillinge wären, so gäbe es ja nur zwei Einwohner dort«, widersprach Kreszenz. »Zwillinge sind immer zwei; sonst wären es vielleicht Vierlinge oder Fünflinge …«

»Jetzt kommt ihr der Sache schon näher«, erklärte Dalin. »Aber es ist noch viel schlimmer!«

»Dann sind es Hundertlinge, oder wie?«, fragte Kalle.

»Es gibt doch keine Hundertlinge«, sagte Malle und runzelte seine Stirn.

»Das können wir uns auch nicht vorstellen«, stimmte Ralle mit ein.

»Ward Ihr noch nie im Kuckucksdorf?«

Zwar wandte sich Mallewutz mit der Frage an Ralle, meinte jedoch Amira. Er hatte verstanden, dass die Adlerdame sozusagen »mithörte«. Es fühlte sich noch etwas eigenartig an, aber so langsam gewöhnte sich auch Mallewutz an die geradezu abenteuerlichen Veränderungen.

Ralle schüttelte seinen Kopf: »Nein, keiner von uns war je im Kuckucksdorf. Auch Öseblöm war noch nie dort. Er kennt das Dorf nur von Erzählungen.«

Nun schauten wieder alle fragend zu Dalin.

»Die Dorfbewohner sehen alle gleich aus«, begann er von Neuem. »Sie tragen nicht nur die gleiche Kleidung, sie tragen auch alle das gleiche Gesicht!«

Vielleicht könnt Ihr Euch die verblüfften Gesichter unserer Freunde vorstellen. Jeder versuchte sich auszumalen, wie alle Dorfbewohner gleich aussahen.

»Sind alle auch noch gleich groß und gleich dick und …?«

»Es ist noch viel schlimmer!« Mit diesem Satz unterbrach der Zwerg Malles Frage und beantwortete sie zugleich. »Ich sagte doch, sie sehen alle völlig gleich aus. Sogar Männer und Frauen kann man nicht so leicht voneinander unterscheiden.«

Stille. Schweigen. Staunen. Die jungen Abenteurer konnten es nicht wirklich fassen, sie wussten nicht einmal, ob sie dies glauben konnten.

Kalle war der Erste, der sich fasste: »Nicht so leicht unterscheiden …«, wiederholte er. »Das bedeutet aber, dass man durchaus dort Männer von Frauen unterscheiden kann, oder?«

»Ja; die Frauen haben immer ein leises Lächeln im Gesicht und die Männer schauen etwas mürrisch aus. Das Lächeln ist aber oftmals nur an einem leicht hochgezogenen Mundwinkel zu erkennen.«

»Deshalb sprach Handan davon, den Stiefelmacher zu finden!«

Kalles Verstand arbeitete messerscharf. Sofort kamen ihm die nächsten Frage: »Und wie hat Handan den Stiefelmacher gefunden? Ich meine, hat er nach dem Stiefelmacher gefragt? Kannte er vielleicht seinen Namen?«

Der Zwerg zuckte nur mit seinen Schultern.

»Das weiß ich nicht«, antwortete er. »Darüber hat Handan nie ein Wort verloren. Zu jener Zeit war er wohl auch der einsamste Mensch im ganzen Land. In seinem Dorf gefürchtet und ohne Freunde …«

»Sind die Bewohner des Dorfes wenigstens freundlich?«, fragte plötzlich Balthasar, der sich immer größere Sorgen um Öseblöm machte.

»Jain.« Dalins Antwort trug nicht gerade zur Aufklärung bei.

»Ja oder Nein?«, bohrte Kalle nach.

»Nicht Ja oder Nein, sondern Ja und Nein«, fuhr der Zwerg mit seinem geradezu abenteuerlichen Bericht fort.

»Also sind einige freundlich und andere nicht?«, schlussfolgerte Kalle.

»Na ja,« erklärte Dalin, »eigentlich sind alle Dorfbewohner freundlich. Aber sie reagieren ziemlich ungehalten auf unhöfliche Besucher.«

»Dann müssen wir uns keine Sorgen machen«, meinte Balthasar. »Wenn einer von uns höflich ist, dann ist es ganz sicher Vinidi Öseblöm!«

»Das würde ich so nicht sagen«, zweifelte Dalin.

»Willst Du etwa damit sagen, unser Öseblöm sei unhöflich?!«, brauste Kalle auf.

»Aber nein«, versuchte der Zwerg, die aufkommende Aufregung zu schlichten.

»Natürlich ist unser Öseblöm höflich, sogar ausgesprochen höflich. Das Problem liegt im Aussehen der Bewohner. Nachdem ich ein äußerst freundliches Gespräch mit dem ersten Bewohner geführt hatte, glaubte ich, dass dieser noch einmal zurückgekommen sei, weil er vielleicht etwas vergessen hätte. Aber leider war es ein ganz anderer Dorfbewohner. Das konnte ich ja nicht wissen. Und als ich den ansprach, erhielt ich eine ziemlich verärgerte Abfuhr. Wer ich denn sei und wie ich dazu käme, ihn so zu belästigen. Ich verstand überhaupt nicht, was da vor sich ging.«

Für Euch, liebe Kinder, ist es nun an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«