Wieder zurück
»Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Tag?!«
Dann ist es jetzt an der Zeit, diesen Tag mit einer wunderbaren Geschichte zu beenden. Hüpft also schnell in Euer Bett und deckt Euch gut zu. Macht es Euch wieder so richtig gemütlich. Jetzt schließt Eure Augen, spitzt Eure Ohren und passt gut auf: Unsere Freunde sind nämlich gerade ganz gespannt, ob sie Herrn Öseblöm auch rechtzeitig erreichen …
Amira war bereits in den dunkelgrauen Morgen gestartet, lange bevor die ersten Sonnenstrahlen zu sehen waren. Sie wollte sich beeilen, denn sie wusste, dass es einige Zeit dauern würde, bis sie die Gipfel des hohen Berges erreichen würde. Der Aufstieg kostete am meisten Zeit; runter ging es immer schnell.
Etwa zur gleichen Zeit machten sich Öseblöm und Handan auf den Weg. Auch sie starteten noch vor Sonnenaufgang. Alle hatten es heute eilig.
»Vielleicht sind wir ja schon morgen Abend wieder zurück?«
Handan dachte laut nach und stellte sich vor, wie sein Freund mit eigenen Wanderstiefeln durch die Landschaft rauschte.
»Wir werden sehen«, sagte Öseblöm. »Aber zuerst müssen wir den Stiefelmacher finden.«
»Ah, da mache ich mir kein Sorgen, oder meinst Du, wir sollten uns Sorgen machen? Ich habe ihn doch auch gefunden.«
»Nach allem, was Du mir erzählt hast, hat der Stiefelmacher wohl eher Dich gefunden und nicht umgekehrt«, gab Öseblöm zu bedenken.
Die beiden Abenteurer hatten bereits ihre normale Reisegeschwindigkeit erreicht. Mit gewaltigem Donnern erbebte der Boden unter Handans riesigen Schritten; währenddessen wurde auf der Veranda unserer Burschen gerade der Tisch gedeckt.
Amira hatte bereits die erste Hälfte des Aufstiegs geschafft. In großen Kreisen ließ sie sich vom Wind nach oben tragen.
»Du musst Dich beeilen«, hörte sie ihren Freund Ralle.
»Bedräng mich nicht!«, gab sie still zurück. »Ich bin selbst ungeduldig, das kannst Du mir glauben. Was soll ich Öseblöm sagen, wenn ich ihn sehe?«
»Das ist eine gute Frage«, antwortete Ralle und gab diese Frage sogleich an Dalin weiter.
»Das fragst Du noch?«, antwortete Dalin ein kleines bisschen unwirsch. Auch er war angespannt ob dieser Situation.
Balthasar hatte sich zwischenzeitlich wieder aufgerappelt und saß auf der Bank auf seinem Platz. Immer noch dachte er intensiv an Öseblöm, und versuchte ihn zu warnen.
Da alles mehr oder weniger gleichzeitig geschah, war es später schwierig, im Nachhinein festzustellen, wann nun genau was passierte. Eines jedoch wurde schon bald deutlich: Balthasar konnte Öseblöm nicht erreichen!
»Hast Du schon Kontakt zu Öseblöm?«, fragte Kalle, der es vor lauter Aufregung kaum noch aushielt.
Balthasar schüttelte nur traurig seinen Kopf.
»Das wäre auch zu schön gewesen«, murmelte Malle resigniert.
»Und wieso funktioniert das nicht?«, wollte nun Mallewutz wissen.
»Vielleicht weil Balthasar nicht wirklich in Not war«, überlegte Ralle. »Es ist einfach etwas anderes, wenn ein Freund Dich schubst, oder ob Du tatsächlich in echter Gefahr bist.«
»Dann ist Amira unsere letzte Hoffnung?«
Kalle stellte diese Frage in den Raum. Dalin hingegen strich sich durch seinen Bart und dachte nach.
»Amira möchte jetzt wissen, was sie Öseblöm sagen soll.«
Ralle beharrte auf eine Antwort. Währenddessen hatte Öseblöm zusammen mit Handan die südlichen Ausläufer des gewaltigen Gebirgsmassivs schon fast umkreist. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie das Dorf des Stiefelmachers erreichten.
Amira näherte sich jetzt dem Gipfel; fast schien es, als wenn der Wind verstanden hätte, worum es ging. Auf jeden Fall wurde die Adlerdame von einer kräftigen Windböe weiter in die Höhe gehoben.
»Das Beste wäre, Öseblöm würde noch einmal zur Schafherde zurückkehren. Er muss unbedingt mit Erik sprechen und nachfragen, was er denn nun vergessen hat.«
Dalin wollte lieber ganz sicher gehen; denn schließlich darf man den Stiefelmacher nur einmal fragen. Ist die Frage falsch gestellt, dann war es das, mit den Wanderstiefeln.
»Amira soll Öseblöm sagen, er solle zur Schafherde zurückkehren. Er hat dort noch etwas vergessen!«
Sofort übermittelte Ralle diese Botschaft.
»Na, da wird sich unser Freund aber freuen«, dachte sich Amira. In diesem Augenblick erreichte sie die Gipfel des hohen Berges und überquerte sie. »Ich kann das Dorf schon erkennen«, gab Sie an Ralle weiter, legte ihre Flügel eng an ihren Körper und ging in den Sturzflug über. – »Da hinten ist schon das Dorf!«, rief Öseblöm, als sie um das Gebirge herum waren. – »Na, dann sollten wir uns beeilen«, meinte Handan und gab seinen Stiefeln ein Zeichen, dass sie einen Zahn zulegen sollten.
Für Euch, liebe Kinder, ist es nun an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:
»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«