… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 245

Schafherden

»Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Tag?!«

Dann sollten wir auch diesen Tag mit einer wunderbaren Gutenachtgeschichte beenden. Deshalb hüpft jetzt wieder ganz schnell in Euer Bett und deckt Euch gut zu. Macht es Euch so richtig gemütlich. Nun schließt Eure Augen, öffnet Eure Ohren und macht Eure Herzen ganz weit auf, denn wir begleiten Öseblöm und Amira bei ihrer Suche nach Erik, dem Weisen …

Die Sonne erreichte gerade den höchsten Punkt am Himmel, als Amira zusammen mit Öseblöm die Gipfel des hohen Berges hinter sich ließen. Zunächst flog Amira in die gewohnte Richtung, wo sie die Schafherde bisher immer angetroffen hatten.

»Wir müssen nach Süden«, sagte Öseblöm und deutete mit einer Hand in die Richtung. »Vielleicht solltest Du auch nicht so tief runter gehen. Von hier oben können wir alles besser überblicken.«

»Wie Du meinst«, entgegnete die Adlerdame und flog schließlich in einem großen Kreis in Richtung Süden.

Zu diesem Zeitpunkt ertönte im Dorf unserer Burschen gerade der Schulgong. Balthasar, Mallewutz, Kreszenz und Pimpinelle sprangen erleichtert auf. Sie wollten so schnell es nur ging wieder zurück zur Veranda.

»Meine Eltern wissen Bescheid«, beteuerten Pimpi und Kreszenz wie aus einem Munde. »Und außerdem ist Eure Veranda der erste Platz, wo mein Vater mich suchen würde«, fügte Kreszenz noch hinzu.

So rannten die Vier durch die vielen kleinen Gassen, vorbei an kleinen Läden, die alle geöffnet hatten. Aber der Duft von feinstem Brot und Käse konnte heute keine verführerische Kraft entfalten.

»Hoffentlich gibt es Neuigkeiten«, sagte Balthasar. »Kalle hätte uns ja auch abholen können. Dann wären wir so schnell wieder zuhause, wie wir heute in die Schule gekommen sind.«

»Ich gebe zu, dass Euer Auftritt heute Morgen ziemlich beeindruckend war«, meinte Kreszenz.

»Welcher Auftritt?«, schnaufte Mallewutz, der seine Mühe hatte, mit den anderen Schritt zu halten.

»Na ja, wie ihr so plötzlich aus dem Nichts heraus auf Euren Plätzen erschienen seid«, erklärte Pimpi und lachte. »Von Kalle hat man ja nichts gesehen.«

»Doch hat man«, widersprach Kreszenz. »Immerhin flogen alle Hefte und Zettel im Klassenzimmer durch die Luft. Der Lehrer meinte, es sei nur ein Windstoß gewesen.«

»Haha«, lachte Pimpinelle. »Ein Windstoß; bei geschlossenen Fenstern!«

»Ich fand das ganz schön gemein von Kalle«, brummte Balthasar.

»Oh, ich würde gerne so schnell in die Schule kommen können.« Kreszenz grinste breit. »Wenn ich so schnell wäre, könnte kein Lehrer mich fangen …«

Diese Vorstellung gefiel den Freunden. Schließlich erreichten sie aufgeregt und völlig außer Atem die Veranda, wo Dalin und die anderen Burschen auf sie warteten.

Es war also Mittag.

Währenddessen, also genau zu dieser Stunde, saß Handan an den jungen Apfelbaum gelehnt und wartete auf seine Freunde. Das Warten machte ihn schläfrig. Plötzlich spürte er einen kleinen Stich an seinem Hals!

»Aua!«

Der Riese von Wurzelbruck schrie überrascht auf und schlug sich kurz mit der Hand auf den Hals. Er dachte noch, er sei gerade von etwas gestochen worden. Dann wurde es dunkel um ihn herum.

Davon jedoch ahnten die Abenteurer nichts.

Öseblöm drang derweil mit Amira weiter nach Süden vor.

»Da unten ist die Schafherde!«, rief er und signalisierte seiner Freundin, nun in den Sinkflug zu gehen.

Die Adlerdame legte wieder ihre Flügel eng an und sogleich schossen die beiden wie ein Pfeil in die Tiefe. Rasend schnell näherten sie sich der Schafherde.

»Langsamer«, bat Öseblöm. »Wir wollen ihnen doch keine Angst machen.«

»Erik und Angst?« Amira zweifelte, aber sie folgte der Bitte und wurde wieder langsamer.

»Bist Du sicher, dass das die Schafherde ist?«, fragte sie.

»Aber natürlich«, antwortete der Wanderer. »Wie kommst Du darauf?«

»Na ja, vielleicht meinst Du auch die Schafherde da hinten? Oder die da vorne? Und da rechts von uns, nicht weit von hier, ist noch eine Schafherde.«

Öseblöm schaute sich um. Tatsächlich; überall waren Schafherden. Vier, fünf; der Abenteurer zählte am Ende ganze neun Schafherden!

»Ich glaube, wir brauchen Geduld«, sagte Öseblöm.

»Geduld? Wir brauchen keine Geduld; was wir brauchen, ist Zeit!« Amira wirkte plötzlich nicht mehr so geduldig.

»Warum bist Du so schlecht gelaunt?«, fragte Öseblöm. »Es sind doch nur neun Schafherden. Das schaffen wir doch leicht.« – »Bist Du sicher?«, zweifelte die Adlerdame. »Und wenn die alle so langsam sind, wir unser Erik?« – Daran hatte Öseblöm überhaupt nicht gedacht. »Dann brauchen wir sehr viel Zeit und sehr viel Geduld.« – »Und wer sagt das Handan?«, gab Amira zu bedenken. – Das war eine wirklich gute Frage!

Für Euch, liebe Kinder, ist es nun an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«