… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 246

Schafsuche

»Seid Ihr bereit? Es ist soweit!«

Lasst uns den heutigen Tag wieder mit einer wunderbaren Gutenachtgeschichte beenden. Also, hüpft nun ganz schnell in Euer Bett, deckt Euch gut zu und macht es Euch so richtig gemütlich und kuschelig. Jetzt schließt bitte die Augen, spitzt Eure Ohren und macht Eure Herzen so weit auf, wie Ihr nur könnt. Dann können wir gemeinsam Amira und Öseblöm bei der Schafsuche helfen …

»Neun Schafherden!«, rief Amira, nachdem auch sie die Herden durchgezählt hatte. »Da sind wir in einer Woche nicht fertig.«

»Du sollst nicht immer so schwarzmalen, beste Freundin«, versuchte Öseblöm, die Adlerdame ein wenig aufzumuntern.

»Du willst jetzt doch nicht allen Ernstes von Schafherde zu Schafherde hüpfen, wie eine Biene von Blume zu Blume?«

Amira widerstrebte es mehr und mehr. Bereits der Gedanke an die unglaubliche Langsamkeit konnte sie schier verrückt werden lassen.

»Also gut«, gab Öseblöm schließlich nach. »Wir fliegen zurück.«

»Zurück?«, fragte Amira. »Wohin zurück? Zurück zu Handan? Zurück zur Veranda? Zurück zu Don Carlos? Oder zurück zu Pepe? Wir könnten auch zurück zur kleinen Betty?«

»Du übertreibst! Lass uns dorthin zurück, wo Erik mit seiner Herde die ganze Zeit über zu finden war.«

»Und dann?«

»Und dann fliegen wir nicht so hoch und wir folgen ihren Spuren. Erinnerst Du Dich? Ich bin einer der besten Fährtenleser weit und breit. Aber dazu sollten wir nicht so hoch fliegen.«

»Endlich einmal eine überzeugende Idee!«, brummte Amira. »Nicht immer so ein unvorbereiteter Aufbruch ins Unbekannte. Ich mag einfach keine Abenteuer.«

»Kann es sein, dass Du alt wirst?«

»Ich, und alt?«, kreischte die Adlerdame.

Öseblöm spürte, dass es jetzt besser war, seine Freundin nicht weiter zu reizen.

»Naja,« versuchte er ein wenig einzulenken, »vielleicht waren es ein bisschen zu viel Aufregungen und Sorgen in der letzten Zeit.«

Amira schwieg und stieg wieder in die Höhe, drehte in einem großen Bogen und flog zurück in die Richtung zur alten Weide.

Während sich also Öseblöm und Amira auf Spurensuche begaben, saßen die fünf Burschen auf der Veranda und wurden von Ralle auf den neuesten Stand gebracht.

»Das hätte ich auch gemacht«, sagte Kalle. »Es ist viel einfacher, den Spuren zu folgen, als sich mit neun Schafherden zu unterhalten.«

»Vor allem weißt Du nicht, ob die alle so einfach antworten.« Auch Dalin schien offensichtlich der Ansicht zu sein, dass Öseblöm und Amira eine gute Entscheidung getroffen hatten.

Auf der Veranda war es spannend und gemütlich zugleich. Kein Wunder: Bei Limonade und selbst gebackenen Keksen konnte man gut darüber nachdenken, wie das Abenteuer wohl weitergehen würde. Außerdem schien ja jetzt alles in bester Ordnung zu sein. Öseblöm würde Erik fragen, was er vergessen hatte und dann konnten sie endlich zum Stiefelmacher gehen.

»Dann bekommt Öseblöm seine eigenen Wanderstiefel«, stellte Balthasar fest. »Ob er damit genauso schnell ist, wie Kalle?«

Kalle selbst zuckte nur mit seinen Schultern. »Ich weiß nicht wie schnell ich bin.«

»Du ist ziemlich schnell, mein Freund«, meinte Dalin. Der Zwerg bemerkte die Veränderung, die mit Dix und Dax vor sich ging. »Ich glaube, Du bist sogar schneller als Handan!«

Als Dalin dies sagte, klapperten die Stiefel wie wild auf dem Verandaboden herum. Kalle hatte große Mühe, sie wieder zu beruhigen. Der Zwerg aber lächelte nur wissend.

Zu diesem Zeitpunkt erreichten Öseblöm und Amira den alten Weideplatz.

»Da ist es!«, rief Öseblöm. »Flieg tiefer.«

Amira berichtete immer sofort ihrem Freund Ralle davon und so erfuhren unsere Freunde auf der Veranda fast zur gleichen Zeit, was sich gerade weit entfernt von ihnen abspielte.

Die Adlerdame ließ sich in die Tiefe fallen; breitete ihre mächtigen Schwingen aus und fing den Sturz wieder ab.

»Ich sagte FLIEGEN, nicht fallen lassen«, beschwerte sich Öseblöm.

»Du sagtest aber auch SCHNELL«, wandte Amira ein.

»Nein, nein«, widersprach unser Wanderer. »Ich bin nämlich geduldig, weißt Du? Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mich einfach bei den Schafherden durchgefragt.«

»Dann wärst Du jetzt immer noch bei der ersten Herde«, vermutete Amira. »Wahrscheinlich hättet ihr noch nicht einmal einen einzigen vernünftigen Satz miteinander gewechselt.«

»Das kann schon sein«, lachte Öseblöm. »Aber jetzt folgen wir einfach Eriks Spuren. Dann sollten wir noch vor Sonnenuntergang die Schafherde erreicht haben.« – »Vielleicht hätten wir Handan Bescheid geben sollen, dass wir übernachten müssen«, meinte Amira nachdenklich. – In diesem Augenblick wurde der kleine Balthasar ganz weiß im Gesicht: »Es ist dunkel«, sagte er. »Es ist ziemlich dunkel.«

Für Euch, liebe Kinder, ist es nun an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«