… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 248

Erik

»Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Tag?!«

Dann lasst uns den heutigen Tag mit einer schönen Geschichte ausklingen. Hüpft dazu wieder schnell in Euer Bett und deckt Euch gut zu. Macht es Euch so richtig kuschelig unter Eurer Decke. Nun schließt Eure Augen und spitzt Eure Ohren. Seid ganz leise und hört gut zu, denn Öseblöm und Amira sind gerade im Anflug auf die Schafherde …

Auf der Veranda unserer Burschen wurde es jetzt still. Kalle und Dalin waren schneller verschwunden, als die Freunde schauen konnten.

»Er ist wirklich ziemlich schnell«, stellte Kreszenz fest und betrachtete den Staub, der sich langsam zu Boden senkte.

Mallewutz schwieg; von den anderen unbemerkt stand der kleine Bursche auf und zog sich in sein Zimmer zurück.  Pimpinelle ging kurz in die Küche und holte Nachschub von der leckeren Limonade.

»Nun heißt es wohl warten«, meinte Malle.

»Amira kann die Herde schon sehen«, berichtete Ralle von seiner Freundin.

»Das sagtest Du schon«, murrte Balthasar. Der jüngste der fünf Burschen fühlte sich nicht wohl mit seiner Fähigkeit. Irgendwie hatte er das Gefühl, selbst in einem dunklen Zimmer eingesperrt zu sein; am Boden zu liegen, mit den Händen auf dem Rücken gefesselt.

»Es wird alles gut«, versuchte Kreszenz seinen Freund zu trösten.

»Ja, solange wir Limonade haben, wird immer alles gut!«, rief Pimpi, die mit einer großen, frisch gefüllten Karaffe in der Hand in der Tür stand.

In der Zwischenzeit ging Amira langsam in den Sinkflug über. Am Horizont hatte sie schon die Herde ausgemacht.

»Das muss Eriks Herde sein«, sagte sie.

»Ja, da hinten, ich kann unseren Freund bereits erkennen«, bestätigte Öseblöm die gute Nachricht. »Dann sollten wir bald wissen, wie ich den Stiefelmacher finde.«

Auch wenn Erik von Weidenstamm sehr langsam war mit seinen Gedanken, so hatte er dennoch ziemlich gute Augen für einen Bock. Schon lange bevor auch nur ein einziges Schaf aus seiner Herde den Adler am Horizont bemerkte, hatte er unsere Freunde bereits entdeckt.

»Er ging mit einem Riesen«, dachte Erik und der Gedanke verweilte eine ganze Zeit in seinem Kopf. »Und jetzt kommt er mit einem Adler zurück.« Wieder dauerte es eine Weile, bis auch dieser Gedanke wieder verklungen war.

Manchmal hatten seine Gedanken auch ein Echo; dann dauerte das Denken noch viel länger. Aber heute war Erik vergleichsweise schnell. Er wollte auf keinen Fall noch einmal etwas »vergessen« zu sagen. Na ja, der alte Bock wollte diesmal so schnell denken und sprechen, wie es ihm möglich war.

Auf der anderen Seite hatte Öseblöm sich fest vorgenommen, so langsam wie nur irgend möglich zu reden und immer so viel Geduld aufzubringen, wie man nur Geduld aufbringen kann, wenn man es eilig hat. Schließlich hatte Ralle ihnen berichtet, dass Handan wohl in einer Falle steckte. Und das fand unser Öseblöm überhaupt nicht gut.

Die Sonne stand schon tief am Horizont, als Amira zur Landung ansetzte. Diesmal gab es weder einen kleinen Baum, noch einen kleinen Felsen; ja, nicht einmal ein kleiner Stein, auf den sie sich hätte setzen können. Die Adlerdame mochte es nicht, sich so ungeschützt am Boden aufzuhalten.

»Wenn Du nichts dagegen hast, setze ich Dich hier ab und ziehe oben meine Kreise. Ich hole Dich, sobald Du mir ein Zeichen gibst.«

»Schon gut, Amira,« sagte Öseblöm, »ich bin so froh, dass Du uns überhaupt hilfst.«

»Dafür sind Freunde doch da«, antwortete die Adlerdame, setzte ihren Freund rasch ab und schwang sich sofort wieder in die Höhe.

Erik schaute dem riesigen Adler nach. Tatsächlich freute er sich darüber, Öseblöm wiederzusehen.

»Zwei Dinge«, sagte Erik, bevor Öseblöm auch nur ein Wort zur Begrüßung sagen konnte.

Vinidi Öseblöm verneigte sich nur und schwieg.

»Zwei Dinge, die ich nicht vergessen darf« Der Anführer der Schafherde sprach wie immer unglaublich langsam. »Also unterbrech mich nicht.«

Öseblöm biss sich auf die Lippen, um nur nichts zu sagen. Er hatte ja noch gar nichts gesagt, aber Erik wollte diesmal sicherstellen, dass keine wichtigen Informationen verloren gingen.

»Zwei Dinge«, wiederholte Erik von Weidenstamm.

Unser Öseblöm wurde schon ziemlich nervös, aber heute schaffte er es, zu schweigen und zu warten. Mit freundlichem Lächeln wartete er auf das, was Erik zu sagen hatte.

»Erstens: Frag nach Smilan! Du musst nach Smilan fragen. Nur dann bekommst Du Deine Stiefel.« Erik von Weidenstamm glaubte, seine Worte seien hastig gesprochen; doch für unseren Öseblöm war das alles immer noch recht langsam. Der Wanderer schwieg und wartete. – »Sag Smilan, der Riese ist ein Freund von Erik von Weidenstamm. Er steht unter seinem Schutz …« – Jetzt war unser Wanderer ziemlich verblüfft. Tatsächlich konnte er kaum glauben, was er soeben gehört hatte. Der Riese von Wurzelbruck stand unter dem Schutz eines Schafes …

Für Euch, liebe Kinder, ist es nun an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«