… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Home 9 Gutenachtgeschichten 9 Jahr-01 9 Episode 249

Eriks Geheimnis

»Seid Ihr bereit? Es ist soweit!«

Die nächste Geschichte wartet bereits auf Euch. Und wenn Ihr jetzt ganz rasch ins Bett hüpft, können wir den heutigen Tag mit dieser geheimnisvollen Episode zu Ende gehen lassen. Also deckt Euch nun gut zu und macht es Euch wieder so richtig gemütlich. Dann schließt bitte die Augen und spitzt Eure Ohren, denn unser Öseblöm konnte einfach nicht glauben, was er soeben gehört hatte …

»Kannst Du das bitte noch einmal wiederholen«, bat Öseblöm den Anführer der Schafherde. »Aber bitte ganz langsam …«

Erik von Weidenstamm schien plötzlich zu lächeln.

»Ganz langsam«, wiederholte er ziemlich langsam und sein Lächeln geriet dabei zu einem breiten Grinsen. »Warum nicht gleich so.«

Jetzt war Öseblöm wild entschlossen, sich alle Zeit der Welt zu nehmen. Deshalb setzte er sich im Schneidersitz auf den Boden, zog seine lustige Kappe vom Kopf und machte es sich gemütlich. Amira kreiste währenddessen weit oben am Himmel und beobachtete ihren Freund.

»Was macht er denn da unten?«, dachte Amira.

Die Adlerdame verstand die Welt nicht mehr. Unser Abenteurer machte es sich allem Anschein nach gemütlich.

»Ja sind wir denn zum Picknick hier?«, fragte sich Amira und zog weiter ihre Kreise. Solange ihr Freund kein Zeichen gab, würde sie nicht da unten landen. »Ich kann Stunden hier oben kreisen und überhaupt, ich brauche keine Wanderstiefel.«

Die Adlerdame wurde ungeduldig, wollte sich das aber nicht eingestehen. Unten auf der Wiese aber, tauschten sich Erik und Öseblöm aus; langsam natürlich – wirklich sehr langsam.

»Aber ich hätte doch sowieso nach Smilan gefragt,« warf Öseblöm nun ein und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »dem Stiefelmacher!«

Der Bock war nun sichtlich erschrocken. Hatte Öseblöm nicht verstanden? Er durfte den Stiefelmacher nicht erwähnen.

»Sprich niemals vom Stiefelmacher, mein Freund«, erläuterte jetzt Erik. Ganz langsam, versteht sich, denn diesmal wollte der Anführer der Schafherde absolut sicher gehen.

»Du darfst nur nach seinem Namen fragen: Smilan! Erwähne niemals, dass er DER Stiefelmacher ist. Du musst wissen, dass niemand im Dorf darüber weiß.«

Öseblöm hörte mit größter Geduld zu, auch wenn Erik ausgesprochen langsam jedes einzelne Wort aussprach. Fast schien es so, als wolle der Bock seinen Worten zusehen, wie sie einzeln im Wind tanzten und von Öseblöms Ohren aufgefangen wurden.

»Gut, ich frage also nach Smilan!«, fasste unser Wanderer endlich den Rat des Erik von Weidenstamm zusammen.

»Jetzt hat er es verstanden«, dachte Erik erleichtert.

»Und was weißt Du über Handan?«, fragte Öseblöm, der sich immer noch keinen Reim auf Eriks Worte machen konnte.

»Sie haben ihn gefangen«, erklärte Erik. »Aber das sollten sie nicht tun! Niemand fängt ungestraft einen Riesen.«

Eriks Worte klangen immer geheimnisvoller. Wie konnte er das wissen? Selbst Öseblöm und Amira wussten nicht genau, was geschehen war. Ja, vermutlich wusste nicht einmal Handan, was überhaupt passiert war. Und dieser zugegebenermaßen stattliche Bock sollte mehr wissen, als unsere Freunde?

»Wer hat ihn gefangen?«

Jetzt wollte es unser Abenteurer genau wissen.

»Die Bewohner vom Kuckucksdorf.«

»Wo halten sie unseren Freund gefangen?«

Öseblöm wollte wirklich alles wissen, denn eines war sicher: Er würde das Dorf nicht ohne seinen Freund verlassen!

»Ich verstehe Dich«, antwortete Erik und ließ sich bei der Antwort wieder sehr viel Zeit.

»Aber Du brauchst nichts weiter zu unternehmen, als meine Grüße auszurichten. Sag Smilan, dass der Riese unter meinem Schutz steht!«

»Mehr nicht?«, fragte Öseblöm.

»Mehr nicht«, antwortete Erik.

»Allerdings solltest Du zuerst um Deine Stiefel bitten.«

»Warum zuerst? Wir können doch nicht unseren Freund in der Dunkelheit sitzen lassen«, entgegnete der Wanderer.

»Du hast nur eine Bitte, mein Freund«, erklärte Erik. »Und falls Du zuerst nach Handan fragst, so bekommst Du keine Stiefel.« Eriks Worte zogen sich wie Kaugummi, aber Öseblöm zwang sich zur Geduld. »Aber wenn ich meine Stiefel habe und danach nach Handan frage, wäre das doch auch eine zweite Bitte, oder?« Unser Abenteurer konnte sich noch immer keinen Reim auf die geheimnisvollen Äußerungen machen. – Erik schüttelte leicht seinen Kopf. »Sobald Du Deine Stiefel hast und danach meine Grüße ausrichtest, dann ist das keine Bitte«, erklärte der Anführer der Schafherde. – »Was sollte es sonst sein?«, fragte Öseblöm. – »Es ist ein Befehl!«, antwortete Erik von Weidenstamm.

Für Euch, liebe Kinder, ist es nun an der Zeit, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«