… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Das Frühstück

»Nun – hattet Ihr in der letzten Nacht einen schönen Traum?«

Dann kuschelt Euch mal ganz schnell in Euer Bett. Macht es Euch  wieder gemütlich, denn jetzt geht es gleich weiter mit unseren Freunden …

In dem kleinen Dorf, am Rande des friedlichen Waldes, schliefen noch alle tief und fest. Die Sonne wagte gerade einen ersten Blick auf die Veranda, da schob sich der strubbelige Kopf von Balthasar, dem kleinsten unserer fünf Burschen, aus der Tür heraus und blinzelte noch ganz verschlafen.

»Noch niemand auf?«, brummte er, dann schlich er auf leisen Sohlen wieder zurück ins Haus bis vor die Tür des Gästezimmers. Vorsichtig  klopfte er an »Tok Tok Tok«. Keine Antwort. Noch einmal »Tok – Tok Tok«. Balthasar legte sein Ohr an die Tür, um besser hören zu können.

»Tok – Tok Tok«, ertönte es von drinnen. Balthasars Augen leuchteten. Öseblöm war also schon wach. Schnell drückte er die Klinke herunter und öffnete die Tür. Dem jungen Burschen bot sich ein erstaunliches Bild. Auf dem Stuhl, neben einem kleinen Tisch, lag Öseblöms Kleidung sorgfältig zusammengelegt. Einer seiner Wanderstiefel stand ordentlich unter dem Stuhl, der zweite Wanderstiefel fand sich jedoch verkehrt herum vor dem Gästebett. Öseblöm selbst lag quer ausgestreckt  in dem großen und gemütlichen Bett, nur halb zugedeckt und schlief…! Aber sein langer Schwanz wippte freudig hin und her und klopfte immer wieder gegen die Wand »Tok – Tok Tok; Tok – Tok Tok«.

»Guten Morgen, Öseblöm. Es ist Zeit aufzustehen.« Balthasar grinste, als ihm der noch müde Blick seines neuen Freundes begegnete. Öseblöm rieb sich gähnend die Augen, schaute kurz auf und lächelte, »Guten Morgen, mein Freund. Seid Ihr etwa schon alle wach?«

»Nein, aber es wird Zeit für das Frühstück«, antwortete Balthasar.

»Tok Tok Tok Tok Tok«, Öseblöms Schwanz klopfte wie zur Antwort ganz aufgeregt an die Wand. Balthasar musste unwillkürlich noch breiter grinsen, schüttelte leicht den Kopf und verließ das Zimmer, um seine Freunde zu wecken.

Als Öseblöm frisch geduscht und fertig angezogen die Veranda betrat, saßen unsere fünf Freunde bereits auf ihren Bänken und widmeten sich einem ausgiebigen Frühstück. »Guten Morgen, Öseblöm«, riefen die Fünf wie aus einem Munde. Kalle, der Größte von ihnen, deutete auf einen freien Platz und lud den fremden Wanderer ein, sich zu setzen.

Öseblöm war hungrig und freute sich über so viel Gastfreundschaft. »Habt ihr noch von der leckeren Lominade?« fragte er. Kalle prustete seinen Tee heraus. Malle hingegen verschluckte sich an seinem Brot und hustete unaufhörlich  und die anderen drei sahen aus, als hätten sie ein Fragezeichen auf ihrer Stirn.

»Was möchtest Du haben?« fragte Dralle.

»Na, von Eurer leckeren Lominade – oder Laminode? Mmh, wie hieß denn noch das leckere Getränk gestern?« Öseblöm schaute sich fragend um. Er verstand überhaupt nicht, warum plötzlich alle so lauthals zu lachen anfingen.

»Ach, Du meinst unsere  Limonade, Öseblöm«,  lachte Dralle.

»Du möchtest tatsächlich  Limonade zum Frühstück? Das geht aber nun wirklich nicht!« erklärte Kalle. »Limonade ist zwar lecker, aber doch nicht zum Frühstück. Ein bisschen müssen wir schon auf unsere Gesundheit achten.«

Balthasar setzte sich neben seinen neuen Freund und reichte ihm ein leckeres Müsli und einen frisch zubereiteten Tee. »Du hast mir das Leben gerettet und jetzt rette ich Deine Gesundheit, mein Freund«, brummte er mit seiner tiefen Stimme, dabei zwinkerte er Öseblöm freundschaftlich zu.

Doch je mehr sich das gemeinsame Frühstück seinem Ende näherte, desto schweigsamer wurden die  fünf Burschen. Als sie schließlich den Tisch abräumten, fragte Kalle ganz beiläufig, so als ob es ihn nicht weiter berühren würde: »Na, Öseblöm, wirst Du auch noch da sein, wenn wir heute Abend von getaner Arbeit zurückkommen?«  Tatsächlich steckte ihm aber ein kleiner Klos im Hals, denn er hatte »Vinidi Öseblöm, von Öseblömhausen – Öseblöm«  bereits tief in sein Herz geschlossen.

Öseblöm zuckte nur mit den Schultern. Er wusste es selbst noch nicht.

»Du weißt, dass Du  uns herzlich willkommen bist«, sagte Mallewutz, der sich sonst eher selten äußerte.   »Du darfst wirklich solange bleiben, wie Du möchtest.«

»Von mir aus kannst Du für immer bleiben«, murmelte Balthasar und nahm Öseblöm ganz fest in den Arm, als sie sich verabschiedeten.

Kalle, Malle, Dralle, Mallewutz und Balthasar waren diesmal etwas betrübt, als sie sich auf den Weg machten. Mallewutz und Balthasar bogen kurz hinter den ersten Häusern nach links, Richtung Schule, die drei Größeren machten sich auf, um ihre Arbeit auf dem Feld fortzuführen. Öseblöm winkte ihnen freundlich nach. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er aus den Augenwinkeln in großer Höhe einen Adler bemerkte, der langsam seine Kreise zog.

Ihr dürft natürlich gespannt sein, wie es weitergeht. Solltet ihr heute Nacht von Öseblöm träumen, so fragt ihn doch, ob er bleibt, oder geht. Für jetzt aber heißt es  »Gute Nacht und träumt recht schön.«