… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Die Entschuldigung

»Ich hoffe, Ihr seid schon bereit …?«

Dann lasst uns sogleich beginnen. Ihr wisst ja, zudecken, kuscheln, Augen zu und Ohren auf …

Unsere fünf Burschen konnten sich einfach nicht einigen, ob der Adler nun sprechen kann oder nicht. Kalle, mit dem Halstuch in der Hand, verstand jedes Wort. Die anderen sahen immer nur, wie der Adler seinen Schnabel öffnete.

»Wenn er wirklich sprechen kann, was hat er dann gesagt?«, fragte Balthasar. Alle schauten etwas verdutzt.

»Ja, genau, was hat er denn gesagt, hä?«, stimmten Malle und Mallewutz mit ein. Nun redeten alle durcheinander. Kalle versicherte immer wieder, dass er den Adler habe sprechen hören.

Da ließ Don Carlos einen ohrenbetäubenden Schrei los, einen Adlerschrei, der den Burschen in Mark und Bein fuhr. Sofort verstummten sie.

»Was hat der Adler gesagt?«, fragte Balthasar noch einmal.

»Ich solle ihm das Halstuch geben«, antwortete Kalle.

»Ja und? , rief Balthasar. »Dann gib es ihm doch!« Mit diesen Worten riss er seinem Freund das Halstuch aus der Hand. Kaum dass Balthasar jedoch das Halstuch berührte, verstand der nun jedes Wort von Don Carlos.

»Endlich, gib mir bitte das Halstuch. Dann können wir alle miteinander reden.«  Der Adler fühlte ein wenig Verzweiflung in sich aufsteigen.

»Er kann tatsächlich reden!«, stellte nun Balthasar fest.

»Jetzt fängst DU auch noch an«, monierte Malle.

»Also ich habe jetzt nichts gehört«, erklärte Kalle, der ja das Tuch nicht mehr in seiner Hand hielt.

»Und was hat der Adler zu DIR gesagt?«, fragte Mallewutz seinen Freund Balthasar.

»Er bat mich, dass ich ihm das Halstuch geben sollte«, antwortete Balthasar.

»Ja und warum gibst Du es ihm jetzt nicht?«, wollte nun Malle wissen.

»Aber das gehört doch Öseblöm«, erklärte Balthasar.

»Das Halstuch gehört auch Öseblöm«, wandte sich Don Carlos nun an den kleinsten der fünf Burschen. »Er wird es auch zurückerhalten. Öseblöm hat es mir geliehen, damit ich mit Euch reden kann, oder besser, damit wir uns verständigen können.«

Balthasar schaute staunend zu dem großen Adler herüber und reichte ihm schließlich das Halstuch. Ganz vorsichtig band er es wieder um dessen Hals, locker, dass es ihn nicht würgt, aber fest genug, dass er es nicht verlieren würde.

»Endlich,« sagte Don Carlos, »vielen Dank.«

»Der Adler kann ja sprechen!«, riefen nun Malle und Mallewutz wie aus einem Munde.

»Das haben wir doch gesagt«, erwiderten Kalle und Balthasar.

»Eigentlich kann ich ja nicht sprechen«, mischte sich Don Carlos jetzt ein.

»Und wieso redest Du dann mit uns?«, diesmal meldete sich Dralle zu Wort, der bisher noch nichts gesagt hatte.

»Es liegt am Halstuch«, erklärte der Adler. »Öseblöm hat es mir genau deshalb mitgegeben. Solange ich sein Halstuch trage, kann ich, genau wie Öseblöm, alle Sprachen der Welt sprechen und auch verstehen.«

»Und wo ist Öseblöm jetzt?«, fragte Balthasar, der sich große Sorgen um seinen neuen Freund machte.

»Öseblöm hat mich befreit«, begann nun Don Carlos und räusperte sich. Nun kam wohl der schwierigere Teil des Gesprächs. Niemand unterbrach ihn. Alle Blicke waren auf den Greifvogel gerichtet, der trotz seiner majestätischen Erscheinung mit seiner dicken Beule an der Stirn irgendwie lustig aussah.  Nach einer kurzen Pause fasste sich der Adler, holte noch einmal tief Luft und begann: »Also, mein Name ist Don Carlos, ich bin der Adler vom hohen Berg und ich möchte mich bei Euch aufrichtig und von ganzem Herzen entschuldigen!«

»Wofür denn entschuldigen?«, fragte Dralle, der immer wieder seinen Kopf schüttelte, weil er sich noch immer über den sprechenden Adler und das Halstuch wunderte.

»Mh, nun ja, ich bin der Adler, der Euch angegriffen hatte … «, und hastig fügte er hinzu, »aber das war ein Versehen, ganz ehrlich, es tut mir leid!« Das allerdings hörten unsere Burschen schon nicht mehr, denn Kalle hatte blitzartig zu seinem Stock gegriffen und dem Adler damit auf den Kopf gehauen, erneut genau auf die Stirn. Don Carlos ging buchstäblich k.o. und fiel wie zuvor bäuchlings auf die Veranda.

»Was hast Du nur getan?«, rief Balthasar entsetzt. Der hatte dem Adler schon längst verziehen. Sofort sprangen alle aufgeregt umher. Diesmal allerdings ließen sie ihm das Halstuch. Mallewutz und Balthasar beugten sich über den Adler und streichelten ihn. Don Carlos regte sich jedoch nicht, aber auf seiner Stirn konnte man bereits eine zweite Beule erkennen.

So leid es uns auch für Don Carlos tut, für Euch liebe Kinder ist es wieder soweit. Denn jetzt heißt es wieder:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«