… die unglaublichen Abenteuer des Herrn Öseblöm –
und seiner Freunde …

Hilfe für Helfer

»Ich hoffe sehr, Ihr seid soweit, die nächste Geschichte steht bereit.«

Daher solltet Ihr Euch jetzt wieder zu Bett begeben. Macht es Euch bitte richtig gemütlich. Seid Ihr gut zugedeckt? Dann schließt nun Eure Augen, haltet Eure Ohren offen und nicht vergessen, macht bitte Eure Herzen ganz weit auf, denn in diesem Augenblick steht Bauer Rums wie erstarrt vor der Veranda unseres Burschenhauses …

Der Zauber des Zwergenliedes hatte ihn hergeführt. Pimpinelle hatte einfach schweigend seine Hand genommen und ist dem Ruf der Melodie gefolgt.

Das gleichmäßige Leuchten des Lichtwesens tauchte die Veranda in eine Lichtglocke. Unser Bauer Rums hatte noch nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen oder erlebt. Die neuen Freunde seiner fünf Burschen erschienen seltsam und geheimnisvoll.

»Geheilt?«, stammelte der Bauer wieder.

»Ja, vollständig geheilt«, wiederholte Dalin, der unseren Bauern mit einem freundlichen Lächeln begrüßte.

»Setzt Euch zu uns«, lud Öseblöm den Bauern und seine Tochter ein. »Ich glaube, es wird noch ein langer Abend.«

»Das will ich hoffen«, stieß Kreszenz hervor, der langsam seine Sprache wieder fand.

Das waren Abenteuer nach seinem Geschmack! Hier auf der Veranda war praktisch das Tor zur Welt, zumindest empfand das der Sohn des Bürgermeisters so.

Balthasar und den anderen Burschen erging es ähnlich, aber in Anwesenheit von Kasran traute sich kaum einer das Wort zu ergreifen, Kalle, Handan und Öseblöm ausgenommen.

Unser Wanderer kannte das Lichtwesen schon seit langer Zeit. Sie waren Freunde, echte Freunde.

»Darf ich Euch kurz miteinander bekannt machen«, unterbrach Öseblöm die fast andächtige Stille. Dann stellte er seinen Freund Kasran vor und begann von ihrer Suche nach Dalin zu berichten. Alle folgten wie gebannt der Erzählung, alle, bis auf Pimpinelle und Bauer Rums.

»Wie weit ist es bis Mantara?«, fragte Pimpinelle dazwischen.

»Zu weit von hier aus«, antwortete Dalin. »Das ist viel zu weit für uns. Außerdem weiß ich gar nicht, ob es Mantara tatsächlich gibt.«

»Und der heilige Berg?«, warf Bauer Rums ein. »Gibt es den wirklich?«

»Das weiß niemand«, antwortete Dalin. »Es sind alte Geschichten von meinem Großvater. Der hat viele Geschichten erzählt. Meine Eltern meinten immer, ich solle nicht auf ihn hören. Das seien alles nur Fabeln und Legenden, verrückte Ideen eines alten Mannes, der nicht damit fertig geworden sei, dass er eines Tages einfach nicht mehr größer wurde.«

»Na ja, der Zauberwald ist auch eine Legende“, widersprach Kalle. „Und den gibt es wohl auch ziemlich wirklich, wenn wir Öseblöm und Amira Glauben schenken dürfen.«

»Was soll das heißen, mir Glauben schenken?«, fragte Amira und begann sich etwas aufzuregen. »Willst Du damit sagen, dass Öseblöm und ich Märchen erzählen?«

Unser Kalle blieb ganz gelassen. »Nein, natürlich nicht«, entgegnete er. »Ich will damit nur sagen, dass ich selbst den Wald noch nicht gesehen habe. Ich hörte durch Euch von der Legende und habe keinen Zweifel daran, dass Ihr den Wald gefunden habt.«

»Ihr habt Karun getroffen?«, fragte Dalin.

»Na ja, unser Öseblöm hat ihn getroffen«, sagte Amira. »Ich habe einfach nur danebengestanden.«

»Zauberwald …?«, wiederholte Bauer Rums. Erneut fühlte er sich ein wenig überfordert mit all den Fremdlingen und den geheimnisvollen Geschichten. Trotzdem blieb er gern, denn ein Bauchgefühl sagte ihm, dass alles gut wird.

»Alles wird gut«, sagte Öseblöm, klopfte dem Bauern freundschaftlich auf die Schulter und hockte sich neben ihn auf die Bank. Die kleine Pimpinelle strahlte ihn an und alle hörten zu, wie jetzt Kalle von ihrer wundersamen Rettung erzählte. Dabei warf mal der eine, dann der andere einen verstohlenen Blick zu dem höchst seltsamen Lichtwesen. Kasran stand noch immer etwas zurückgezogen hinter dem Schaukelstuhl an die Hauswand gelehnt und folgte aufmerksam dem Geschehen.

Kalles Erzählung endete mit seinem Lichtbad, das viele seiner Wunden für immer heilte.

»Wie geht es Mama Rums?«, fragte plötzlich Lavida den Bauern, denn sie hatte seinen sorgenvollen Blick gesehen.

Bauer Rums schüttelte nur den Kopf. »Nicht gut«, antwortete er leise. »Ich glaube, jetzt ist es soweit. Sie kann nicht mehr. Ihr Kräfte schwinden von Stunde zu Stunde. Ich hatte gehofft, dass Eure Freunde vielleicht …«

»Aber ja doch«, rief Betty und dachte sofort an unseren Öseblöm. Der aber schüttelte nur leicht seinen Kopf. – »Vielleicht kann Dalin mit seinem Lied helfen?«, schlug Betty vor. Ganz aufgeregt sprang sie auf dem Tisch hin und her. – »Unser Gast muss sich selbst noch erholen«, wandte Öseblöm ein. »Er ist nicht kräftig genug.« – »Könnten wir nicht Mantara finden?«, fragte Pimpinelle verzweifelt. – »Wir wissen ja nicht einmal, ob es den heiligen Berg wirklich gibt«, wandte der Zwerg ein. »Und außerdem wäre es viel zu weit von hier entfernt.«

In diesem Augenblick stand Dralle auf und wandte sich an Kasran. »Könntest Du vielleicht unserer Mama helfen? Mama Rums hat uns groß gezogen und war immer für uns da, und jetzt, wo sie unsere Hilfe braucht, können wir gar nichts tun?« – Kasran schenkte unserem Dralle einen liebevollen Blick. »Es ehrt Dich, dass Du nicht für Deine Wunden bittest«, antwortete das Lichtwesen. »Aber auch ich kann Mama Rums nicht heilen. Allerdings kenne ich den heiligen Berg gut.«

Für Euch ist  jetzt die Zeit gekommen, ins Traumland zu reisen … Darum heißt es nun:

»Gute Nacht und träumt recht schön, schon morgen wird es weiter gehen.«